Die Herausforderungen für die globale Supply Chain: Naturkatastrophen, geopolitische Konflikte und die Halbleiterbranche

23. Januar 2024
Die Herausforderungen für die globale Supply Chain Naturkatastrophen, geopolitische Konflikte und die Halbleiterbranche

Ein schweres Erdbeben in Japan, Seeblockaden im Roten Meer durch Huthi-Rebellen und geopolitische Spannungen in Asien werfen Fragen zur Robustheit und Flexibilität der Lieferketten auf.

Erdbeben in Japan und die Resilienz der Halbleiterindustrie

Das jüngste schwere Erdbeben in der Region Noto in der japanischen Präfektur Ishikawa führte vorübergehend zu Produktionsunterbrechungen bei bedeutenden Unternehmen wie Taiyo Yuden, Murata, TDK, Shin-Etsu, Globalwafers, Toshiba und TPSCo. Die vorläufige Schließung der Fabriken war notwendig, um potenzielle Schäden zu überprüfen.

Murata hat die Produktion in 8 Werken wieder aufgenommen, jedoch könnten potenzielle Schäden an Gehäusen für Hochspannungs-Multilayer-Keramikkondensatoren (MLCCs) die Versorgung beeinträchtigen. Die US-Japan Council (USJC) meldet einen signifikanten Rückgang der Produktion von Logik-ICs. Toshiba gab bekannt, dass Lieferverzögerungen von 1-4 Monaten für Power Management ICs (PMICs) und Logik-ICs zu erwarten sind. Des Weiteren könnte die Schließung der Toshiba/Kioxia NAND-Fabrik zu einem Engpass bei NAND-Flash-ICs führen, was sich negativ auf Produkte wie MP3-Player, Digitalkameras und Smartphones auswirken könnte.

Seeblockaden im Roten Meer: Bedrohung für die weltweite Wirtschaft

Die Handelsroute durch das Rote Meer war immer von globaler Bedeutung, doch in den letzten Wochen beeinträchtigte eine gefährliche Entwicklung die Schifffahrt erheblich. Die Huthi-Rebellen erklärten nicht nur Israel den Krieg, sondern beeinflussen auch den internationalen Handel.

Zahlreiche Angriffe auf Schiffe mit Drohnen und Raketen haben den Containerverkehr im Suezkanal um 90 Prozent reduziert. Führende Schifffahrtsunternehmen wie Maersk, Hapag-Lloyd, und Evergreen haben angekündigt, ihre Schiffe nicht mehr durch das Rote Meer zu schicken und auf alternative Routen rund um Südafrika umzuleiten. Unsicherheiten im Roten Meer zwingen Unternehmen dazu, auf sicherere Optionen umzusteigen. Die Entscheidungen der Schifffahrtsunternehmen beeinflussen nicht nur die Schifffahrtsindustrie, sondern haben auch erhebliche Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Normalerweise werden etwa 12 Prozent des Welthandels über das Rote Meer abgewickelt.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen machen sich bereits bemerkbar, insbesondere im Bereich der Containerpreise. Seit November verzeichneten diese einen Anstieg von über 300 Prozent. Dieser Anstieg resultiert aus längeren Transitzeiten sowie zusätzlichen Kosten für Personal, Treibstoff und Versicherung.

Berichten von Sky News zufolge haben die Mehrkosten bisher noch keinen direkten Einfluss auf den Endverbraucher, könnten jedoch in den kommenden Wochen und Monaten in der Lieferkette weitergegeben werden. Yuvraj Narayan, Finanzvorstand des Hafen- und Frachtbetreibers DP World, warnte davor, dass sich die steigenden Kosten für Waren aus Asien auf die europäischen Verbraucher auswirken werden. Ähnliche Konflikte und Unordnung auf hoher See sind auch in anderen Regionen zu beobachten wie Im Schwarzen Meer, der Ost- und Nordsee sowie in Asien. Der Klimawandel verändert die Geografie und die Anreize im Seehandel, dem Panamakanal geht das Wasser aus. Der globale Seehandel, der etwa 16 Prozent des Welt-BIP ausmacht, steht vor Herausforderungen, die eine Anpassung des flexiblen Schifffahrtssystems erfordern. Die Seewirtschaft muss sich nicht nur den aktuellen Herausforderungen stellen, sondern auch auf zukünftige Veränderungen vorbereitet sein.

Geopolitische Spannungen im asiatischen Raum und die Rolle Taiwans in der Halbleiterbranche

Bloomberg betrachtet eine chinesische Invasion oder Blockade der Taiwan-Straße als mögliche Szenarien, die beide erhebliche Auswirkungen auf das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) hätten, insbesondere auf die Halbleiterindustrie. Mit der Wahl von Lai Ching-te zum neuen Präsidenten, der die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) vertritt und für die Unabhängigkeit Taiwans von China steht, hat sich die politische Landschaft verändert. Lai betonte unmittelbar nach seiner Wahl die Bedeutung des Friedens in der Taiwanstraße für die globale Stabilität und rief China auf, diesen zu wahren.

Unternehmen wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) sind in dieser Branche führend und spielen eine entscheidende Rolle für die weltweite Wirtschaft. Die Störung der Supply Chain für Halbleiter in Taiwan würde weit über die Region hinausreichen und könnte zu Handelssanktionen, Zöllen, Unterbrechungen im Schiffsverkehr und Auswirkungen auf die Finanzmärkte nach sich ziehen.

Insgesamt zeigt sich, dass die heutige Weltwirtschaft mit vielfältigen Risiken konfrontiert ist. Nur durch proaktives Handeln und die Implementierung effektiver Strategien können Unternehmen diese komplexen Herausforderungen erfolgreich bewältigen.